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Offensive Tanz

Tanzbotschafterin Mika

"Im Duett mit einem Gartenstuhl"

Die Performance "DINGE DINGEN", erlebt und aufgeschrieben von Mika Kühn

Unsere Tanzbotschafterin Mika hat sich im Rahmen des PURPLE Tanzfestivals die Performance "DINGE DINGE" angeguckt und uns einen Bericht über ihr Erlebnis verfasst.

Wenn ihr mehr über das Stück erfahren wollt, schaut auf der Website von Augenblick Mal! 2023 vorbei. Es wird dort nämlich im April wieder zu sehen sein.

Wenn ihr selbst Tanzbotschafter:in werden wollt, erkundigt euch hier über unsere Ausschreibung.

DINGE DINGEN

Mein Bericht muss im Foyer beginnen. Überall waren Trauben junger Menschen, begleitet von ein paar vereinzelten, in ihrer Körpergröße herausragenden, sogenannten Erwachsenen. Für mich begann das Spektakel der Dinge genau hier, bei Schere-Stein-Papier Runden, Aufregung, die sich im ganzen Köper zeigt, lebendigen Gesprächen und bunten Mustern und Farben auf Jacke und Strumpfhose. Ich mochte es total, vor einer Tanzvorstellung mal nicht nur von vor Ernsthaftigkeit strotzenden „Erwachsenen“ umgeben zu sein.

Sobald alle saßen ging’s dann auch direkt los oder besser gesagt weiter. In „Dinge Dingen“ haben zwei Personen – eine ganz in Gelb mit Badelatschen und eine in Blau und Glitzer – jede Möglichkeit der Dinge ausgekostet, mit denen sie sich die Bühne geteilt haben. Darunter waren eine Gießkanne, ein Wäscheständer, Gummihandschuhe, ein Schwamm, ein Opa-Trolli, ein Staubwedel, ein Kamm, mehrere Trichter, natürlich in verschiedenen Größen und noch so einiges mehr.

Das Dinge-Karussell begann ganz konkret mit der Vorstellung der Dinge selbst über die Abbildung dieser mithilfe des eigenen Körpers und erst danach folgte das echte physische Ding mit seiner Anwesenheit auf der Bühne. Ich spreche ganz bewusst immer wieder explizit von „Dingen“, weil es die beiden Tanzenden im Stück genauso machten. Alles waren Dingen, die dingten. Miteinander, mal einen Soloauftritt hatten, oder zum Verschmelzen dienten.

Julia Keren Turbahn in DINGE DINGEN, © Philipp Weinrich und Nada Žgank

So war Blau+Glitzer in einem Duett mit einem Gartenstuhl zu beobachten, wobei das Ding über ihr, neben ihr und auch unter ihr war. Vor allem ließ sich aber ein miteinander sehen. Und der Stuhl war nicht mehr nur Stuhl und Blau+Glitzer nicht mehr nur Mensch – gewissermaßen eine Metamorphose.

Gelb+Badelatschen war dann genauso dran mit dem Stuhl bei „dingst du auch so wie ich?!“, wobei eine zwischenmenschliche und zwischen Mensch-und-Ding-Dimension aufgemacht wurde. Da Gelb+Badelatschen aber nicht in jedes Loch vom Stuhl passte wie Blau+Glitzer, machte sich das Publikum ganz natürlich mit ein paar Kicherern bemerkbar. Und auch als die zwei Tanzenden Party mit den Dingen dingten, bewegten sich ein paar Arme und Hüften im Publikum mit.

Die wirkliche Kunst des Stücks von Jan Rozman und Julia Keren Turbahn (Konzept, Choreografie, Performance) lag aber eindeutig darin, dass es, wie sich im Nachhinein noch beim Austauschen der Eindrücke im Foyer herauskristallisierte, den Zuschauenden aller Altersklassen gefallen hat. Und ich als junge Erwachsene auch nicht das Gefühl hatte von „da machen Erwachsene was für Kinder“, wobei die Kinder und ihr Intellekt vollkommen unterschätzt würden.

Es war mehr eine Karussellfahrt von Blau+Glitzer und Gelb+Badelatschen durch die Welt der Dinge. Eine Recherche über Tanz und mit wenig verkopftem Kopf, was es gerade für alle so zugänglich und zu einer wahren Freude gemacht hat, daran teilzuhaben.