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Offensive Tanz

Elisabeth Leopold für die Offensive Tanz

Neue Arten des Wiedersehens

Ausblick der Offensive Tanz

Neue Arten des Wiedersehens

Mit dem nahenden Herbst und den neuen Spielplänen der vier Partner-Institutionen, geht die Offensive Tanz für junges Publikum in die zweite Runde ihres Bestehens und gibt uns, mit Rückblick auf ihre Mission, einen Ausblick auf das, was kommt.

Die Offensive Tanz sieht sich als prozessorientierte Initiative, die die Präsenz des zeitgenössischen Tanzes für ein junges Publikum nachhaltig stärken will.

Dieses Vorhaben birgt den Wunsch nach größerer Teilhabe von Menschen aus verschiedensten Kontexten und mit unterschiedlichsten Erfahrungshorizonten in Bezug auf die Kunstform Tanz. Um diesen Wunsch Realität werden zu lassen, sind innovative und experimentierfreudige Herangehensweisen notwendig, die die Aufmerksamkeit eines diversen Publikums gewinnen und Berührungsängste abbauen.

Die Offensive Tanz hat es sich vor diesem Hintergrund zur Aufgabe gemacht, neue Orte für Begegnungen mit Tanz zu schaffen. Begegnungen außerhalb der gewohnten Theaterräume, an Orten, wo Menschen in ihrem Alltag mit Tanz konfrontiert und positiv überrascht werden können. Trotz möglicher Berührungsängste sollen diese Begegnungen, Momente der Zugehörigkeit schaffen. Performances, Hüpfburg-Choreografien, oder Spielplatz Guerillas – all das wird in Zukunft unter dem Label „Raus Gehen“ stattfinden und Orte wie Schulen, Spielplätze, öffentliche Plätze und Parks, Jugend- und Einkaufszentren zu Orten des Tanzes machen. Sollten sich dort nicht direkt junge Zuschauer*innen aufspüren lassen, so doch Multiplikator*innen wie Familien, Verwandte und/oder Pädagog*innen. Der Tanz bekommt ein öffentlich wirksames Gesicht und bewegt sich aus der Szenen-Blase seines Kunst-Kontextes heraus. Zu den offensiven Tanzaktionen zählen darüber hinaus die Fort- und Weiterbildungen für Lehrer*innen.*

„Wir haben festgestellt, dass wir gerade im aktuellen Ausnahmezustand, den die Pandemie mit sich bringt, nach neuen Wegen jenseits von Aufführungen auf der Bühne suchen und somit offensiv handeln und unserem Namen gerecht werden müssen.“

(Canan Erek / Projektleitung)

Durch die Pandemie hat sich programmatisch vieles für die Offensive Tanz geändert, einige Produktionen sind verschoben, werden digital übertragen oder in abgewandelter Form neu konzipiert. So auch die Produktion „Can touch this“ von Offensive Tanz Partner Theater Strahl in Kooperation mit der performing : group aus Köln. Die Gruppe erarbeitet nun eine neue Kurz-Version des Tanzstückes, das schließlich im öffentlichen Raum aufgeführt wird. Von der ursprünglichen Besetzung werden sich zwei der Performer*innen mit zwei Neu-Einsteiger*innen über die Videokonferenz-Plattform “Zoom” treffen und auf diese Weise ausschließlich digital proben. So begegnen sich jeweils eine/r der „alten“ Performer*innen und eine/r der Neu-Einsteiger*innen zum ersten Mal im realen Raum, wenn auch das Publikum dabei ist – dadurch wird der Live-Moment umso intensiver.*

Für Teilhabe und Inklusion braucht es darüber hinaus die Anerkennung anderer Perspektiven und einen respektvollen Umgang mit Diffserenzen. Durch den Zusammenschluss der verschiedenen Erfahrungen, Expertisen und Ressourcen ihrer Partner*innen, trägt die Offensive Tanz dieses Prinzip seit dem Projektstart zu Beginn dieses Jahres in sich und macht den Netzwerk-Gedanken zum Leitmotiv ihrer Arbeit.

Die gegenwärtigen Geschehnisse sind einerseits von Distanz und Rückzug während der Pandemie geprägt. Andererseits erleben wir zur gleichen Zeit vermehrt Diskriminierung und Exklusion, was Solidaritäts-Bewegungen wie „BlackLivesMatter“ weltweit erstarken lässt. Eine positive Haltung gegenüber Vielfältigkeit, die Unterschiede bewahrt und Begegnungen auf Augenhöhe schafft, bekommt vor diesem Hintergrund eine besondere Dringlichkeit.

Im Programm der Offensive Tanz werden die Themen Diversität und Gleichberechtigung daher intensiv behandelt – sei es auf konzeptuell-kuratorische, künstlerische, tanzpädagogische oder vermittelnde Weise. Denn der kreative Umgang mit Körperlichkeit abseits von normativen Vorgaben, das Aufbrechen von festgelegtem Vokabular oder Formen, sowie kollektive Arbeitsweisen charakterisieren den zeitgenössischen Tanz, der somit eine ideale Vermittlungsfunktion für Offenheit und Diversität übernimmt.

Außerdem gehört die Auseinandersetzung mit Themen wie rassistischen Strategien in der Geschichte der Tanzpädagogik zum Programm der Offensive Tanz. So startet das Herbstprogramm mit dem nachgeholten Fachtag „Tanz und Rassismus – The Other Body“. Fortgeführt wird der Diskurs zur Vielfältigkeit im Tanz zudem im Rahmen zweier Symposien. Das erste findet unter dem Titel "Internationalität und Diversität im Tanz für junges Publikum" zusammen mit dem Festival FRATZ International statt.* Nach dem Jahreswechsel geht es weiter mit der Premiere von „A Human Race“ im Rahmen von PURPLE, dem Internationalen Tanzfestival für junges Publikum.

Diese Formate dienen dazu, Brücken zu bauen und eine lebendige Plattform für Austausch zwischen Fachpublikum, jungem Publikum und Künstler*innen zu schaffen.

Diese ideellen und durchaus herausfordernden Ziele werden von der Offensive Tanz für junges Publikum mit mutigen und offensiven Schritten angegangen. Sie bieten zahlreiche Möglichkeiten der Teilhabe und Vernetzung und für neue Arten des Wiedersehens, sei es für die Berliner Tanzschaffenden, das junge Publikum, für Tanzinteressierte oder erst noch zu Begeisternde.

*Nähere Informationen und Termine zu den einzelnen Veranstaltungen finden sich auf der Website unter der Rubrik Programm.